Gib deinem Zynismus die Sporen
Wie man zum führenden Vize der Welt wird. Ein Film, acht Lektionen.
1. Wach auf!
Casper, Wyoming, 1963. Richard Bruce „Dick“ Cheney ist ohne Kontrolle (über sein Leben). Er war ein mittelmäßiger Student und Athlet. Jetzt hat er wenig Lust zu arbeiten; und wenn er arbeitet, dann nur gelegentlich als Strommastenaufsteller. Er verspielt das wenige Geld (mit Würfeln), säuft und fährt nicht nur betrunken Auto, sondern lässt sich auch erwischen. Seine Freundin Lynne dagegen ist ein Vorzeigegirl, sie sammelt Einsen auf dem College und hat verstanden, wie die Welt des Geschäfts und vor allem für Frauen funktioniert. Sie braucht einen Mann, den sie formen kann. Aber ist ihr Dick, den sie versifft aus der Gefängniszelle holen muss, der richtige? Im hochgeschlossen Kleidchen liest sie dem nach Erbrochenem stinkenden Erwählten ordentlich die Leviten: „Entweder du wachst jetzt auf und hast die Courage, etwas aus dir zu machen. Oder ich bin weg.“
Dick wischt sich die Kotzereste vom Mund und beteuert: „Ich werde dich nie wieder enttäuschen, Lynne.“
2. Bück dich hoch!
1968, Stipendienprogramm des Kongresses, Washington, DC. Auftritt Donald Rumsfeld. „Rummy“, Ex-Ringer und Ex-Elitekampfpilot der Marines heißt die Stipendiaten mit einem unorthodox-dreisten Appell an deren Machtgeilheit willkommen: „Das ist eure große Chance: Ihr seid hier in den Gängen und Fluren der Entscheidungsgewalt des mächtigsten Landes der ganzen verdammten Welt. Wenn ihr davon keinen Steifen kriegt, dann weiß ich auch nicht.“ Dick hat seine Alkoholsucht gerade so im Griff, ist junger Vater und fühlt sich von Rummy, dem Wirtschaftsberater des Präsidenten Nixon, sehr angezogen. Er arbeitet brav und widerspruchslos für Rumsfeld – als Laufbursche und Erfüller niederer Arbeiten. Er bereitet Präsentationen vor und blättert Grafiken um. Rumsfeld gefällt besonders, dass sein neuer Adlatus so schweigsam und auf gute Art verschlossen ist.
Dick hat seine Berufung gefunden: Er wird zum hingebungsvollen Diener der Macht. In einem kleinen, miesen, fensterlosen Büro, aber ganz in der Nähe von Präsident Nixon, fühlt er sich pudelwohl.
3. Lasse die Zyniker zu dir kommen!
Von Donald „Ich bin eine Bettwanze, du musst die Matratze verbrennen, um mich loszuwerden“ Rumsfeld lernt Dick Cheney wichtige professionelle Lektionen: „Tu, was dir gesagt wird, sei immer immer loyal, scheiß auf den Kongress!“ Er nimmt Rummys Haltung des Herrenzynikers an, die geprägt ist von Verachtung, Misstrauen, Unterdrückung, Enthemmung, Pragmatismus.
Als Rumsfeld Dick eines Tages eröffnet, dass demnächst Kambodscha bombardiert wird, Tausende dabei sterben werden, die Welt eine andere sein wird und dass das nunmal die Machtfülle sei, die dem „kleinen hässlichen weißen Haus“ innewohnt, hat Dick so etwas wie eine letzte Gewissenszuckung und wagt zu fragen: Woran glauben wir wirklich?
Mentor Rummy lacht sich daraufhin kaputt. Dick hat seine wichtigste Lektion gelernt. Hier ist man von keiner Ideologie berührt, von keiner Moral beunruhigt.
Dick schart ein Team der skrupellosen Perfiden, einen Zirkel aus Zynikern um sich: Außer Rumsfeld gehören Juristen wie Antonin Scalia und John Yoo dazu, PR-und Medien-Berater wie Roger Ailes (später Gründer von Fox News) – und seine Frau Lynne, die ihn ladymacbethartig antreibt.
4. Interessiere dich für Jura!
Der Watergate-bedingte Nixonrücktritt 1973 ist eine gute Nachricht für alle Republikaner, die Nixon nicht nahestanden – etwa für raffinierte Schweinehunde wie Dick Cheney. Dick wird unter dem neuen Präsidenten Gerald Ford jüngster Stabschef im Weißen Haus. Er hat Machtblut geleckt und will herausfinden, wieviel Autorität der Präsident der USA tatsächlich besitzt. Er wird von dem aufstrebenden Juristen Antonin Scalia mit der Theorie der einheitlichen Exekutive vertraut gemacht, die dem Präsidenten absolute Exekutivgewalt verleiht. Der Präsident hat also theoretisch die Macht von Königen, Pharaonen, Diktatoren. Er muss sie sich nur nehmen. Da grinst Dick kurz über sein feister werdendes Gesicht.
5. Re-definiere Vize!
Unter Mithilfe des mittlerweile am Obersten Gerichtshof tätigen Antonin Scalia gewinnt George W. Bush 2000 die Wahl gegen Al Gore äußerst knapp und höchst umstritten.
Als Bush junior Cheney den Vizepräsidentenposten anbietet, ist für Dick und Lynne zunächst klar: „Das machen wir nicht, das ist ein nutzloser Job. Der Vize wartet nur darauf, dass der Präsident stirbt.“ Bis jetzt. Etwas in Dick sagt ihm aber, dass man daran ja vielleicht etwas ändern könne…
Im Garten Bushs, beide in Hemdsärmeln, bei Bierchen und Geflügel verspeisend, platziert Dick verschlagen den Köder: „Vielleicht kommen wir zu einer anderen Interpretation des Amts des Vize.“ Bush solle ruhig weiter „dynamisch führen“ und seine Entscheidungen instinktiv fällen. Er, Dick, werde ihn entlasten und sich als Vize mit den profaneren! Aufgaben befassen: Verantwortung für die gesamte Verwaltung, gesamter militärischer Apparat, Energie und Außenpolitik. Bush junior beißt an.
Dick kichert sich einen und wird Vizepräsident mit uneingeschränktem Zugriff auf das Oval Office. Alle in seinem elitären Zynikerzirkel sind in jeder Email, die der Präsident empfängt oder sendet, auf Blindkopie gesetzt. Sie erfahren von all seinen Terminen und erhalten das tägliche Geheimdienstbriefiing vor dem Präsidenten. Tochter Liz wird im Verteidigungsministerium untergebracht, 800 Lobbyisten und Industrievertreter in Regulierungsbehörden.
Dick, der Vize, herrscht – und bleibt so gut wie unsichtbar.
6. Sei da Stratege, wo andere einfach Menschen sind!
Dick ist sehr arbeitsfähig und -willig (lässt sich auch von drei Herzinfarkten nicht groß irritieren): Er hat ein Büro im Repräsentantenhaus (wo die Steuergesetze entstehen, also direkt am Geldhahn), zwei Büros im Senat, eins im Pentagon, einen eigenen Konferenzraum bei der CIA und einen Raum in der von ihm mitbegründeten Denkfabrik „Amerikaner für Steuerreformen“. Mithilfe groß angelegter Medienkampagnen und in legendären Mittwochsmeetings mit Konzernvertretern verhindert Dick Maßnahmen gegen die globale Erwärmung, senkt die Steuern für die Reichen und Superreichen, weicht Regulierungen für Megakonzerne auf. Er trifft sich geheim mit Energieriesen (vor allem mit seinem Ex-Arbeitgeber Halliburton) und diskutiert über Ölfelder im Irak und darüber, ob man diese nicht „verfügbar“ machen könne.
Und dann kommt es noch besser. Dann kommt 9/11.
Notfallkommandozentrale des Präsidenten, 11.9. 2001, 9:38, die Angriffe auf das World Trade Center. Der Präsident ist nicht da, aber Dick Cheney ist da und hellwach. Feist, keine Haare, fette Uhr, hat er die volle Kontrolle. Als Vize befiehlt er dem Pseudopräsidenten Bush auf Leitung 19: „Mr. President, bleiben Sie in der Luft .“ und gibt dann die Befugnis zum sofortigen Abschuss aller Flugzeuge, die als Gefahr eingestuft werden.
In einem Raum voller Menschen, die Angst haben und verwirrt sind, sieht Dick Cheney eine Chance. Ein langweiliger, mittelmäßiger, bürokratischer, herausragend zynischer Vize nimmt sich eine Befehlsgewalt, die nur sehr wenige Firsts in der Geschichte Amerikas besaßen. Er verändert den Lauf der Geschichte für Millionen von Menschen.
7. Nimm die Genfer Konvention nicht so ernst!
Während die USA und ihre Alliierten fragwürdige Kriege gegen den Terror und den Irak führen, schafft Dick neue gesellschaftliche Tatsachen für die Zukunft – leise, hinterhältig, hintertürig, nach der Devise: „Der Krieg, in dem wir uns jetzt gerade befinden, wird Mittel und Maßnahmen erfordern, die durch die aktuelle Rechtsauffassung behindert werden.“
Dick bestellt und bekommt Rechtsgutachten, die es der US-Regierung ermöglichen, Telefonate, SMS und Emails aller Bürger ohne Gerichtsbeschluss abzuhören; die das Verfassung- und Völkerrecht beugen; mit denen die Genfer Konvention ad absurdum geführt wird. Dick und Konsorten etablieren unter anderem: - verbesserte Verhörmethoden (enhanced interrogation) der CIA, zu denen waterboarding gehört (Dialog dazu: Bush: Und das fällt nicht unter Folter? Rummy: Die US foltern nicht. Cheney: Deshalb kann es, wenn die USA es tun, per Definition, keine Folter sein.); den feindlichen Kämpfer (enemy combatant): eine Person, die kein Kriegsgefangener ist und so nicht unter den Schutz des Gesetzes fällt); die außerordentliche Überstellung (extraordinary rendition): die Berechtigung, mutmaßliche Terrorverdächtige auf fremdem Boden zu entführen und in Lager wie Guantanamo zu internieren; und natürlich (als Spezialität): das Internierungslager Guantanamo Bay: in dem Personen ohne rechtsstaatliche Verfahren über Jahre festgehalten werden dürfen (auf einem Boden, der offiziell kein US-Gebiet ist, wo die USA aber dennoch das Sagen haben. Alles nach der genial simplen Theorie der einheitlichen Exekutive: Was immer der Präsident Vize auch tut, es ist automatisch legal.
8. Bleib bei deiner Wahrheit (auch wenn sonst keiner dran glaubt)!
Die Irakkrieglüge. 600.000 getötete irakische Zivilisten. 4550 getötete US-Soldaten. Die um 31% gestiegene Selbstmordrate unter US-Militärangehörigen seit 2001. Das Entstehen des IS als Folge des Irakkriegs. Die Vergabe von Verträgen ohne Ausschreibung (in Milliardenhöhe) an Cheneys Ex-Arbeitgeber Halliburton nach dem Krieg. 22 Millionen verlorene Emails (vor allem aus der Zeit im Vorfeld des Irakkriegs). Die Memos zur Folter und Überwachung ohne Gerichtsbeschluss.
Menschlich und demokratisch beunruhigende Zahlen und Fakten, könnte man meinen. Dick Cheney beunruhigen sie nicht. Er bleibt ein „zuerst und zuletzt an sich denkendes politisches Ich, das innerlich laviert und äußerlich panzert.“
Mit neu transplantiertem, reinen Herzen zieht er seine Bilanz und schaut uns dabei direkt an: „Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, getan zu haben, was getan werden musste, damit Ihre Angehörigen nachts friedlich schlafen können. Es war mir eine Ehre, Ihnen dienen zu dürfen. Ich tat, was Sie von mir erwarteten.“
Gib deinem Zynismus die Sporen
Wie man zum führenden Vize der Welt wird. Ein Film, acht Lektionen.
1. Wach auf!
Casper, Wyoming, 1963. Richard Bruce „Dick“ Cheney ist ohne Kontrolle (über sein Leben). Er war ein mittelmäßiger Student und Athlet. Jetzt hat er wenig Lust zu arbeiten; und wenn er arbeitet, dann nur gelegentlich als Strommastenaufsteller. Er verspielt das wenige Geld (mit Würfeln), säuft und fährt nicht nur betrunken Auto, sondern lässt sich auch erwischen. Seine Freundin Lynne dagegen ist ein Vorzeigegirl, sie sammelt Einsen auf dem College und hat verstanden, wie die Welt des Geschäfts und vor allem für Frauen funktioniert. Sie braucht einen Mann, den sie formen kann. Aber ist ihr Dick, den sie versifft aus der Gefängniszelle holen muss, der richtige? Im hochgeschlossen Kleidchen liest sie dem nach Erbrochenem stinkenden Erwählten ordentlich die Leviten: „Entweder du wachst jetzt auf und hast die Courage, etwas aus dir zu machen. Oder ich bin weg.“
Dick wischt sich die Kotzereste vom Mund und beteuert: „Ich werde dich nie wieder enttäuschen, Lynne.“
2. Bück dich hoch!
1968, Stipendienprogramm des Kongresses, Washington, DC. Auftritt Donald Rumsfeld. „Rummy“, Ex-Ringer und Ex-Elitekampfpilot der Marines heißt die Stipendiaten mit einem unorthodox-dreisten Appell an deren Machtgeilheit willkommen: „Das ist eure große Chance: Ihr seid hier in den Gängen und Fluren der Entscheidungsgewalt des mächtigsten Landes der ganzen verdammten Welt. Wenn ihr davon keinen Steifen kriegt, dann weiß ich auch nicht.“ Dick hat seine Alkoholsucht gerade so im Griff, ist junger Vater und fühlt sich von Rummy, dem Wirtschaftsberater des Präsidenten Nixon, sehr angezogen. Er arbeitet brav und widerspruchslos für Rumsfeld – als Laufbursche und Erfüller niederer Arbeiten. Er bereitet Präsentationen vor und blättert Grafiken um. Rumsfeld gefällt besonders, dass sein neuer Adlatus so schweigsam und auf gute Art verschlossen ist.
Dick hat seine Berufung gefunden: Er wird zum hingebungsvollen Diener der Macht. In einem kleinen, miesen, fensterlosen Büro, aber ganz in der Nähe von Präsident Nixon, fühlt er sich pudelwohl.
3. Lasse die Zyniker zu dir kommen!
Von Donald „Ich bin eine Bettwanze, du musst die Matratze verbrennen, um mich loszuwerden“ Rumsfeld lernt Dick Cheney wichtige professionelle Lektionen: „Tu, was dir gesagt wird, sei immer immer loyal, scheiß auf den Kongress!“ Er nimmt Rummys Haltung des Herrenzynikers an, die geprägt ist von Verachtung, Misstrauen, Unterdrückung, Enthemmung, Pragmatismus.
Als Rumsfeld Dick eines Tages eröffnet, dass demnächst Kambodscha bombardiert wird, Tausende dabei sterben werden, die Welt eine andere sein wird und dass das nunmal die Machtfülle sei, die dem „kleinen hässlichen weißen Haus“ innewohnt, hat Dick so etwas wie eine letzte Gewissenszuckung und wagt zu fragen: Woran glauben wir wirklich?
Mentor Rummy lacht sich daraufhin kaputt. Dick hat seine wichtigste Lektion gelernt. Hier ist man von keiner Ideologie berührt, von keiner Moral beunruhigt.
Dick schart ein Team der skrupellosen Perfiden, einen Zirkel aus Zynikern um sich: Außer Rumsfeld gehören Juristen wie Antonin Scalia und John Yoo dazu, PR-und Medien-Berater wie Roger Ailes (später Gründer von Fox News) – und seine Frau Lynne, die ihn ladymacbethartig antreibt.
4. Interessiere dich für Jura!
Der Watergate-bedingte Nixonrücktritt 1973 ist eine gute Nachricht für alle Republikaner, die Nixon nicht nahestanden – etwa für raffinierte Schweinehunde wie Dick Cheney. Dick wird unter dem neuen Präsidenten Gerald Ford jüngster Stabschef im Weißen Haus. Er hat Machtblut geleckt und will herausfinden, wieviel Autorität der Präsident der USA tatsächlich besitzt. Er wird von dem aufstrebenden Juristen Antonin Scalia mit der Theorie der einheitlichen Exekutive vertraut gemacht, die dem Präsidenten absolute Exekutivgewalt verleiht. Der Präsident hat also theoretisch die Macht von Königen, Pharaonen, Diktatoren. Er muss sie sich nur nehmen. Da grinst Dick kurz über sein feister werdendes Gesicht.
5. Re-definiere Vize!
Unter Mithilfe des mittlerweile am Obersten Gerichtshof tätigen Antonin Scalia gewinnt George W. Bush 2000 die Wahl gegen Al Gore äußerst knapp und höchst umstritten.
Als Bush junior Cheney den Vizepräsidentenposten anbietet, ist für Dick und Lynne zunächst klar: „Das machen wir nicht, das ist ein nutzloser Job. Der Vize wartet nur darauf, dass der Präsident stirbt.“ Bis jetzt. Etwas in Dick sagt ihm aber, dass man daran ja vielleicht etwas ändern könne…
Im Garten Bushs, beide in Hemdsärmeln, bei Bierchen und Geflügel verspeisend, platziert Dick verschlagen den Köder: „Vielleicht kommen wir zu einer anderen Interpretation des Amts des Vize.“ Bush solle ruhig weiter „dynamisch führen“ und seine Entscheidungen instinktiv fällen. Er, Dick, werde ihn entlasten und sich als Vize mit den profaneren! Aufgaben befassen: Verantwortung für die gesamte Verwaltung, gesamter militärischer Apparat, Energie und Außenpolitik. Bush junior beißt an.
Dick kichert sich einen und wird Vizepräsident mit uneingeschränktem Zugriff auf das Oval Office. Alle in seinem elitären Zynikerzirkel sind in jeder Email, die der Präsident empfängt oder sendet, auf Blindkopie gesetzt. Sie erfahren von all seinen Terminen und erhalten das tägliche Geheimdienstbriefiing vor dem Präsidenten. Tochter Liz wird im Verteidigungsministerium untergebracht, 800 Lobbyisten und Industrievertreter in Regulierungsbehörden.
Dick, der Vize, herrscht – und bleibt so gut wie unsichtbar.
6. Sei da Stratege, wo andere einfach Menschen sind!
Dick ist sehr arbeitsfähig und -willig (lässt sich auch von drei Herzinfarkten nicht groß irritieren): Er hat ein Büro im Repräsentantenhaus (wo die Steuergesetze entstehen, also direkt am Geldhahn), zwei Büros im Senat, eins im Pentagon, einen eigenen Konferenzraum bei der CIA und einen Raum in der von ihm mitbegründeten Denkfabrik „Amerikaner für Steuerreformen“. Mithilfe groß angelegter Medienkampagnen und in legendären Mittwochsmeetings mit Konzernvertretern verhindert Dick Maßnahmen gegen die globale Erwärmung, senkt die Steuern für die Reichen und Superreichen, weicht Regulierungen für Megakonzerne auf. Er trifft sich geheim mit Energieriesen (vor allem mit seinem Ex-Arbeitgeber Halliburton) und diskutiert über Ölfelder im Irak und darüber, ob man diese nicht „verfügbar“ machen könne.
Und dann kommt es noch besser. Dann kommt 9/11.
Notfallkommandozentrale des Präsidenten, 11.9. 2001, 9:38, die Angriffe auf das World Trade Center. Der Präsident ist nicht da, aber Dick Cheney ist da und hellwach. Feist, keine Haare, fette Uhr, hat er die volle Kontrolle. Als Vize befiehlt er dem Pseudopräsidenten Bush auf Leitung 19: „Mr. President, bleiben Sie in der Luft .“ und gibt dann die Befugnis zum sofortigen Abschuss aller Flugzeuge, die als Gefahr eingestuft werden.
In einem Raum voller Menschen, die Angst haben und verwirrt sind, sieht Dick Cheney eine Chance. Ein langweiliger, mittelmäßiger, bürokratischer, herausragend zynischer Vize nimmt sich eine Befehlsgewalt, die nur sehr wenige Firsts in der Geschichte Amerikas besaßen. Er verändert den Lauf der Geschichte für Millionen von Menschen.
7. Nimm die Genfer Konvention nicht so ernst!
Während die USA und ihre Alliierten fragwürdige Kriege gegen den Terror und den Irak führen, schafft Dick neue gesellschaftliche Tatsachen für die Zukunft – leise, hinterhältig, hintertürig, nach der Devise: „Der Krieg, in dem wir uns jetzt gerade befinden, wird Mittel und Maßnahmen erfordern, die durch die aktuelle Rechtsauffassung behindert werden.“
Dick bestellt und bekommt Rechtsgutachten, die es der US-Regierung ermöglichen, Telefonate, SMS und Emails aller Bürger ohne Gerichtsbeschluss abzuhören; die das Verfassung- und Völkerrecht beugen; mit denen die Genfer Konvention ad absurdum geführt wird. Dick und Konsorten etablieren unter anderem: - verbesserte Verhörmethoden (enhanced interrogation) der CIA, zu denen waterboarding gehört (Dialog dazu: Bush: Und das fällt nicht unter Folter? Rummy: Die US foltern nicht. Cheney: Deshalb kann es, wenn die USA es tun, per Definition, keine Folter sein.); den feindlichen Kämpfer (enemy combatant): eine Person, die kein Kriegsgefangener ist und so nicht unter den Schutz des Gesetzes fällt); die außerordentliche Überstellung (extraordinary rendition): die Berechtigung, mutmaßliche Terrorverdächtige auf fremdem Boden zu entführen und in Lager wie Guantanamo zu internieren; und natürlich (als Spezialität): das Internierungslager Guantanamo Bay: in dem Personen ohne rechtsstaatliche Verfahren über Jahre festgehalten werden dürfen (auf einem Boden, der offiziell kein US-Gebiet ist, wo die USA aber dennoch das Sagen haben. Alles nach der genial simplen Theorie der einheitlichen Exekutive: Was immer der Präsident Vize auch tut, es ist automatisch legal.
8. Bleib bei deiner Wahrheit (auch wenn sonst keiner dran glaubt)!
Die Irakkrieglüge. 600.000 getötete irakische Zivilisten. 4550 getötete US-Soldaten. Die um 31% gestiegene Selbstmordrate unter US-Militärangehörigen seit 2001. Das Entstehen des IS als Folge des Irakkriegs. Die Vergabe von Verträgen ohne Ausschreibung (in Milliardenhöhe) an Cheneys Ex-Arbeitgeber Halliburton nach dem Krieg. 22 Millionen verlorene Emails (vor allem aus der Zeit im Vorfeld des Irakkriegs). Die Memos zur Folter und Überwachung ohne Gerichtsbeschluss.
Menschlich und demokratisch beunruhigende Zahlen und Fakten, könnte man meinen. Dick Cheney beunruhigen sie nicht. Er bleibt ein „zuerst und zuletzt an sich denkendes politisches Ich, das innerlich laviert und äußerlich panzert.“
Mit neu transplantiertem, reinen Herzen zieht er seine Bilanz und schaut uns dabei direkt an: „Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, getan zu haben, was getan werden musste, damit Ihre Angehörigen nachts friedlich schlafen können. Es war mir eine Ehre, Ihnen dienen zu dürfen. Ich tat, was Sie von mir erwarteten.“
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Kröger Schulz Gesellschaft bürgerlichen Rechts für Konzept, Redaktion, Text | Breibergstraße 13 | 50939 Köln | Tel. 0221-2580802 | mail(at)kroeger-schulz.de | Vertretungsberechtigte Gesellschafter: Michael Kröger und Heiko Schulz | USt.-Identifikationsnummer gem. § 27a UStG: DE 257476980
Illustrationen (Superformat Interview): Esra Gülmen für Buongiorno Adorno
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