„Die Zukunft wird ganz normal“
Matthias Horx kann seriös und originell über die Zukunft nachdenken. Zum Beispiel über den Megatrend New Work, über die Lebendigkeit dessen, was Arbeit ist, und über Coaches als Bewusstseinsentwickler.
Was ist eigentlich das Arbeitsfeld Ihres Zukunftsinstituts?
Wir sind so etwas wie eine Transformationsagentur. Unsere Kernidee lautet: Wie kann der Blick in die Zukunft, wie kann prognostische Technik bei Veränderungs- und Transformationsprozessen helfen?
Wir haben z.B. eine eigene Research-Abteilung – und wir haben einen universalistischen Anspruch bei der Beschäftigung mit der Zukunft. Deshalb gibt es bei uns auch verschiedene Disziplinen, von der Anthropologie über die Ökonomie bis zur Spieltheorie und Systemwissenschaft. Wir versuchen hier, Modelle und Narrative zu entwickeln, um Unternehmen zu transformieren. Dabei nutzen wir Metaphern, Wordings und Tools der komplexen Trend- und Zukunftsforschung. Uns geht es darum, so das innere Selbst eines Unternehmens zu wecken.
Wenn die Arbeit des Zukunftsinstituts gelingt, dann entsteht aus der Spannung zwischen Gegenwart und Zukunft eine produktive Erkenntnis – und der muss man sich tastend annähern. Es geht eigentlich immer um dieses Aha.
Sie sagen, was Sie betreiben, ist ganzheitliche Zukunftsforschung. Was heißt ganzheitlich?
Vor allem: nicht nur auf Technologie bezogen. Die meisten Kollegen in der Zukunftsforschung sind reine Technikadepten. Ich haben einen anderen Ansatz. Ich glaube, dass die menschlichen Elemente, die Soziotechniken, mindestens so wichtig sind wie die Technologien – und dass eben nicht alles computerisiert und digitalisiert wird. Das sind Märchen, die wir uns erzählen. Von diesen Vereinfachungen und stark linearisierten und unterkomplexen Modellen muss man sich verabschieden. Die hatten ihre Zeit. Wir nennen das auch das Kindchenschema der Zukunft: In der Zukunft fliegt alles durch die Luft und wir reisen mit Flugautos und schrauben uns etwas ins Hirn und werden superintelligent. Dieser ganze Quatsch. Die Zukunft wird ganz normal. Das zu verstehen ist schwierig.
Die Aufgabe der ganzheitlichen Futurologie ist eigentlich ein Hinweis auf das große Ganze. Es geht darum, dass Wahrnehmungsvermögen zu verändern in Richtung auf mögliche, sinnvolle und wahrscheinliche Veränderungen. Wir wollen die Leute damit konfrontieren und dann weiter schauen, ob da eine Resonanz kommt.
Sie arbeiten dabei mit sogenannten Megatrends. Was hat es damit auf sich?
Megatrends sind langfristige, übergreifende, tiefe Entwicklungen. Also Deep Change. Driving Forces, wie man im Englischen sagt. Und von diesen treibenden Kräften gibt’s nicht so viele. „Megatrend Nahrungsergänzungsmittel“ ist zum Beispiel kein Megatrend, sondern nur ein Werbespruch. Also, Megatrends sind Veränderungen, die das Soziale, Gesellschaftliche, Politische, alle Ebenen der menschlichen Existenz tatsächlich, tief und langfristig verändern. Wir haben 12 dieser Trends identifiziert, mit denen wir arbeiten, z.B. Individualisierung, Globalisierung im Makroökonomischen, Urbanisierung in der Raumplanung. Und natürlich auch New Work, die Veränderung der Arbeitswelten weg von tayloristischen, angewiesenen Tätigkeiten hin zu komplexeren Arbeitsformen.
Das interessiert uns als Arbeitsweltprofis besonders. Wie genau erforschen Sie den Megatrend New Work?
Wir machen Beobachtungen, die wir über Statistiken, aber auch über dynamische Komplexitätstheorie überprüfen. Wir schauen uns an, wie das Phänomen Arbeitswelt überhaupt funktioniert, was es ausmacht. Wir haben einen Arbeitswelt-Experten, der das Ganze betreut. Autor*innen der anderen Disziplinen geben dann ihre Erkenntnisse und Texte dazu – und so kommt ein Kompendium zustande, mit dem wir erklären: Was ist Arbeitswelt … und wie entwickelt sie sich gerade? So ein Kompendium setzt sich also zusammen aus diversen einzelnen Expertisen. Natürlich ist für „neue Arbeit“ etwa die ökonomische Expertise wichtig, aber man kommt auch ziemlich schnell darauf, dass die ökonomischen Modelle immer von weißen alten Männern gemacht worden und eigentlich auch nur Konstrukte sind. Also das, was als wissenschaftlich gilt, muss man in dem Fall wirklich kritisch sehen. Es gibt eben auch erstarrte Wissenschaften. Was wir grundsätzlich machen, ist: jenseits der alten Frames denken, also hier jenseits der Industriegesellschaft, jenseits von Lohnabhängigkeit und Vollbeschäftigung im alten Sinn, jenseits von industriegesellschaftlichen 9-5-Erwerbsbiografien usw. Mit diesem Raster versteht man nämlich die wirkliche Lebendigkeit dessen, was Arbeit ist, nicht. Arbeit ist ja viel mehr als Lohnarbeit. Arbeit ist Tätigkeit, Sinnerfüllung, Kultur, Kommunikation. Die Neue Arbeit, New Work, wie Frithjof Bergmann sie definiert hat, ist im Kern total revolutionär. Die Menschen sollen so arbeiten: „1/3 Erwerbsarbeit, 1/3 „High-Tech-Self-Providing und smart consumption“ sowie 1/3 Arbeit, die man wirklich, wirklich machen will.“ Ein völlig anderes Verständnis und Modell von Arbeit. Jetzt wird aber alles Mögliche in den Begriff New Work reingepackt. Bergmann hat aus einer anarchistischen Tradition heraus versucht, Arbeit als selbst verantwortete kommunikative Tätigkeit zwischen Menschen zu definieren. Blüten in die Mühlen werfen – also eben nicht Sand ins Getriebe. Ganz anders über Arbeit nachdenken und Modelle dazu entwickeln. Das machen wir auch. Man kann Arbeit nur im Kontext von Organisation, von Technologie, von Produktionsweisen, von Kapitalströmen, von allem Möglichen verstehen. Es ist immer ein Holon, ein Ganzes. Und deshalb muss man versuchen zu erforschen und zu erspüren: Wo steht Arbeit heute, worum geht es da im Kern? Natürlich braucht man auch Daten, Zahlen, Fakten. Aber man muss das eben auch spüren.
Spüren?
Mit spüren meine ich auch: eine Sprache für Wandlungsprozesse finden. Neue Begriffe, neue Narrative. Damit ecken wir oft an. Und so soll es auch sein. Die Idee ist, dass man das Hirn in Bewegung setzt, um Dinge anders wahrzunehmen zu können. Wir wollen das konventionelle Wissen herausfordern. Mit den Ideologien des Alten kann man das Morgen nicht verstehen. Das funktioniert nicht. Arbeit muss man zunächst mal natürlich kulturhistorisch betrachten. Man muss wissen, wie Jäger und Sammler gearbeitet haben und wie die agrarische Gesellschaft Arbeit und wie dann die Industriegesellschaft Arbeit organisiert hat. Und dann schauen wir darauf: Wie sind die Wahrscheinlichkeiten und Unwahrscheinlichkeiten, wohin sich das jetzt entwickelt? Dann landen wir bei eher ungewohnten Zukunfts-Ideen wie dieser: Arbeit als Befreiungselement. Also nicht in Abhängigkeiten gedacht, wir wir das heute ja oft noch immer machen. Wir denken oft fast noch wie in der Sklavengesellschaft, das drückt sich ja schon in den Begriffen aus: Arbeitgeber, Arbeitnehmer. Aber wer gibt hier eigentlich seine Arbeit? Ich versuche meinen Leuten immer beizubringen, möglichst erst mal alles zu einem Thema oder Trend zu lesen und das dann aus der Distanz zu betrachten, zu gewichten, zu verstehen. Bei „New Work“ gibt es unheimlich viele verschiedene Aspekte, ein Rhizom von Aspekten und Denken. So ein Megatrend ist immer ein komplexes prozesshaftes Wesen, das durch die Gegend schleicht und mal hier, mal da etwas verändert und das sich aus evolutionären und systemischen Gesetzen speist. Anderes Beispiel, anderer Megatrend: Individualisierung. Die erzeugt auf Dauer Einsamkeiten. Wir erleben ja gerade eine Individualisierungskrise. Viele Menschen fühlen sich einsam, verachtet, alleingelassen, werden wütend, erzählen was von Verschwörung und drehen durch. Individualisierung führt also, wenn man den Begriff nicht qualitativ definiert und nutzt, konsequent in einen Untergang, denn: Wenn die Gesellschaft fraktal auseinanderfällt, kann sie nicht weiterexistieren. Deshalb brauchen wir neue Formen der Wiedervergesellschaftung von Individualität. Weil der Mensch ja beides ist: ein soziales und ein individuelles Wesen. Und deshalb entstehen Phänomene wie Co-Working, Co-Gardening, Netzwerkbildung.
Kein Trend ohne Gegentrend?
Jeder Trend erzeugt in den Systemen, die er befällt, auch einen Gegenimpuls. Hegel für Anfänger. Dialektik. Trend plus Gegentrend ergibt eine Synthese, und die Synthese ist oft die Lösung für eine höhere Nachhaltigkeit. Viele Menschen leiden darunter, dass sie diese Dialektik nicht verstehen, dass sie das Gefühl haben, alles rast immer nur in eine einzige Richtung und hört nie auf. Das ist die Falle des Linearen. Wir müssen das Lineare genauso wie das Duale überwinden, um zu verstehen, wie die Welt funktioniert.
Aus intensiver Beobachtung neue Narrative entwickeln. Also zB eine andere, auch hoffnungsvollere Story von der Arbeit erzählen – geht es Ihnen darum?
Die ganzen Diskussionen über Zukunft gehen ja immer vom Negativen aus. Eine einzige Jammer- und Angstorgie. Angst fixiert uns aber auf das Festhalten. Unser Aufgabe sehen wir tatsächlich auch darin, die Entwicklung von Arbeit nicht nur als Negativum zu erzählen, sondern auch als eine Emanzipations- und Befreiungsgeschichte. Eine andere Wohlstands- und Konsum-Story zu erzählen. Es könnte doch sein, dass Menschen in der neuen Arbeitswelt mehr Befriedigung erfahren und das alte ökonomistische Denken, das immer nur von Löhnen, von Geld ausgeht, überwinden. Denken Sie an die Pflegekräfte und dieses Balkonklatschen. Das ökonomistische Tier in uns sagt: Die Pflegekräfte müssen jetzt mehr Geld verdienen, was natürlich richtig ist. Nur kann ich Ihnen sagen, dass die Neu-Organisation des Gesundheitswesens durch mehr Geld bestimmt nicht gelöst wird. Da gehört ein bisschen mehr dazu. Dazu gehören intelligente Formen der Kooperation von Menschen. Und solche Storys versuchen wir zu erzählen. Interessanterweise gibt es diese neuen Formen oft schon als „Best Practices“. Man muss nur genau hingucken. Wir arbeiten viel mit Pionierphänomenen, die in der Gegenwart schon stattfinden. Wenn wir dann davon erzählen, hören wir oft: „Davon habe ich noch nie was gehört“. Es gibt viele dieser Vorposten einer besseren Zukunft in unserer Wirklichkeit. Es gibt Unternehmen, die mit ihren Mitarbeitern menschlich und vorbildlich kooperativ umgehen, die eine neue Art der Führung vorleben. Wir versuchen, solche pionierhaften Möglichkeitsräume in die Öffentlichkeit zu bringen.
Zu Ihrer neuen Story von der Arbeit gehören auch Begriffe wie Work-Life-Fusion…
Die Begriffe sind so etwas wie Meme, wie genetische Gedankeninhalte, und die können sich verändern. Wir suchen immer neue, aus unserer Sicht richtigere, relevantere aus und prägen sie. Wir versuchen Sprache voranzutreiben. Es gab lange den Begriff der Work Life Balance. Und die Erfahrung damit ist, dass das nicht funktioniert. Die Unterscheidung zwischen Arbeit und Leben, die das Industriezeitalter gebracht hat, führt uns in ein furchtbares Dilemma, das z.B. Männer und Frauen austragen. Ich kenne kein Paar, das nicht dauernd um Hausarbeit und Erwerbsarbeit streitet. Deshalb sind neue Modelle und Begriffe wie Work-Life-Fusion nötig.
Schauen wir etwas genauer auf die Menschen, die in den neuen Arbeitswelten beraten, an Arbeitsbeziehungen arbeiten, als Coaches unterwegs sind. Der Beruf des Coaches – wie sehen Sie den, bleibt der wichtig, hat der Potenzial?
Es ist ja zunächst mal die Frage, was man unter Coaching versteht. Ich bin kein Coaching-Insider. Für mich geht's in diesem Beruf, so wie ich ihn spüre, eigentlich immer darum, einen Menschen mit sich selbst in Berührung und in Beziehung zu setzen. Also mit seinen eigenen Talenten, mit dem, was er kann und können möchte, mit seinen Potenzialen. Es geht darum, einen Selbstbewusstseinsprozess herzustellen. Dann ist eigentlich nur die Frage: Wie gut ist man als Coach in der persönlichen Begegnung? Wie sehr kann man jemanden erspüren, ihn rauskitzeln aus seinen inneren Verhärtungen? Viele Menschen haben keinen innerlichen, persönlichen, spirituellen Bezug zu ihren Tätigkeiten, sie denken noch im Raster des Industriekapitalismus. Das sieht man ja schon bei Jugendlichen, von denen man oft hört: „Ich weiß nicht, was ich tun oder werden soll.“ Dann muss man sie eigentlich erst einmal von der Ökonomie wegbringen und fragen: „Was kannst du? Was willst du? Wer bist du?“ Also: Im Coaching geht es ums wirkliche Leben. Darum, Menschen zu begleiten. Es gibt ja nichts Schöneres und Wichtigeres im Leben, als einen Einklang herzustellen zwischen dem, was man tut und was man will. Corona hat ja wirklich einen unheimlichen Energieschub in die Arbeitsdebatte reingebracht. Die Pandemie hat uns in einen Schockstatus versetzt. Viele Leute wachen jetzt auf und sagen: „So will ich gar nicht arbeiten.“ Es gibt eine große Umdrehung, alles wird durcheinandergewirbelt. Arbeit wird kostbar. Das ist fürs Coaching eine wunderbare Gelegenheit.
Was müssen Berater*innen wissen und können, um diese Gelegenheit zu nutzen?
Die große Qualifikation ist Menschenkunde und Menschenfähigkeit. Was man damit produzieren kann, ist Selbstwirksamkeit. Jemanden zur Selbstwirksamkeit zu führen, das ist natürlich schwierig, weil sich Menschen mit Händen und Füße dagegen wehren, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Aber es ist eben auch eine wichtige Aufgabe, Individuen über ihre eigenen inneren Blockaden und Dummheiten aufzuklären und mit ihnen in einem kathartischen Prozess genau das alles loszulassen. Wo sind die Verengungen? Wo ist das Gejammer? Wo ist die innere Nicht-Freiheit. Wo fehlt die innere Zukunft? Ein guter Coach ist natürlich auch ein sehr guter Freund. Gute Freunde sagen einem immer, was einem noch fehlt, oder?
Also Menschenkunde als Superqualifikation der nächsten Zeit? Welche Zukunftsqualitäten brauchen Berater*innen sonst noch?
Ich will noch etwas zum Megatrend Individualisierung sagen. Individualisierung ist ja das Grundversprechen des Wohlstands überhaupt; dass wir alle ein individuelles Leben führen können, dass wir nicht in irgendwelche Raster, Schubladen, Klassen, Massen gepackt sind. Echte Individualität kann man aber natürlich nur erreichen, wenn man einen reifen Begriff davon hat. Und wir leben gerade in einer Gesellschaft, in der die ganzen unreifen, narzisstischen und pathologischen Formen massiv ausbrechen. Viele glauben immer noch, Selbstverwirklichung wäre Durchsetzung gegen andere. Durchsetzung des eigenen Willens. Der Welt meinen Stempel aufdrücken. Dahinter steckt eine Ideologie von Dominanzgehabe, besonders bei Männern, die jahrhundertelang prächtig funktioniert hat, heute aber massiv in der Krise ist. Die Art und Weise, wie Individualität missverstanden wird, ist eine Kulturkrise. Individualität heißt ja am Ende Reifung, Weisheit, Akzeptanz. Umgehen mit Wirklichkeiten. Mit Empathie. Und zu dieser Empathie gehört vor allen Dingen Selbstempathie. Ich glaube, dass den Menschen immer mehr bewusst gemacht werden muss, dass Individualität etwas zu tun hat mit Verantwortung. Und Verantwortung nicht im Sinne von: Sei verantwortlich. Binde deine eigenen Schnürsenkel zusammen. Sondern im Sinne von: Antworten finden auf das Leben. Im Schwierigen und im Leichten. Das ist Bewusstseinsentwicklung. Also: Coaches als Bewusstseinsentwickler…..
Erzählen Sie bitte kurz etwas zur Idee und zum Prinzip der Regnose. Was ist das, wo kommt das her und warum ist das so großartig?
Wenn man in die Zukunft schaut, starrt man immer in einen Berg von Problemen, warum etwas nicht geht. Wenn Sie aus der Zukunft in die Gegenwart zurückschauen, dann kommen natürlich auch Ängste raus. Aber es kommt eben auch ganz oft konkret Utopisches, real Lösungshaftes dabei zum Vorschein. Von einer erleuchteten, innerlich mental erleuchteten Zukunft aus zurückzuschauen, das ist die Regnose. Den Begriff gibt’s übrigens schon lange, wir haben den nur aktualisiert. Die Regnose ist eine Mentaltechnik und Waffe gegen die destruktive, infantile Jammerei nach der idealen Lösung, gegen dieses „Das geht nicht! Das glaube ich nicht!“ Die Welt wird immer schlechter! Alles geht unter!“, gegen das apokalyptische Spießertum.
Was könnten oder sollten die DGSV und die Coaches fest in den Blick nehmen, um sich weiter zu entwickeln?
Ich finde grundsätzlich diese mitleidigen und unter Druck setzenden Halbtherapieformen überhaupt nicht in Ordnung. Es geht doch in der guten Beratung darum, dass Vitale zu wecken oder zu stärken. Gesund ist man, wenn man vital ist, wenn man im Besitz seiner Abwehrkräfte ist, wenn man mitschwingt mit der Welt. Und fürs Vitale braucht man künstlerische Formen, theatralische Formen, da braucht man Aktionsformen. Da muss sich das Coaching vielleicht öffnen. Ich habe einen Freund, der Kabarettist ist, und seine erfolgreichsten Programme heißen „Anleitung zum Herzinfarkt“ und „Anleitung zum sexuellen Unglücklichsein“. Also Watzlawick. Und systemische Therapie. Und paradoxe Intervention. Da kann man ungeheure Sachen draus machen.
Eine letzte konkrete Empfehlung für die Coaching-Zukunft?
Die Coaching-Zukunft wird von den Coaches – und natürlich auch von den Coachees – selbst gemacht. Das ist wichtig. Ganz konkret würde ich dem Verband empfehlen, neue Bedürfnisse von Begleitung zu erschließen und zu definieren. Und nach Best Practices zu schauen: Was gibt's jetzt schon Neues, Ungewohntes, Zukunftsrelevantes an Coaching-Ideen und -Modellen? Die würde ich auf einem großen Zukunfts-Kongress zeigen – und als Erzählungen fruchtbar machen.
Matthias Horx war Autor und Redakteur bei TEMPO, ZEIT und MERIAN in Hamburg. 1998 gründete er Deutschlands wichtigsten futuristischen Think-Tank, das Zukunftsinstitut mit Hauptsitz in Frankfurt und Wien. Horx gilt mit seinem Zukunftsreport und den Megatrend-Dokumentationen als einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher des deutschsprachigen Raums. Er arbeitet oft regnostisch: Gegenwartsbewältigung durch Zukunfts-Sprünge.
„Die Zukunft wird ganz normal“
Matthias Horx kann seriös und originell über die Zukunft nachdenken. Zum Beispiel über den Megatrend New Work, über die Lebendigkeit dessen, was Arbeit ist, und über Coaches als Bewusstseinsentwickler.
Was ist eigentlich das Arbeitsfeld Ihres Zukunftsinstituts?
Wir sind so etwas wie eine Transformationsagentur. Unsere Kernidee lautet: Wie kann der Blick in die Zukunft, wie kann prognostische Technik bei Veränderungs- und Transformationsprozessen helfen?
Wir haben z.B. eine eigene Research-Abteilung – und wir haben einen universalistischen Anspruch bei der Beschäftigung mit der Zukunft. Deshalb gibt es bei uns auch verschiedene Disziplinen, von der Anthropologie über die Ökonomie bis zur Spieltheorie und Systemwissenschaft. Wir versuchen hier, Modelle und Narrative zu entwickeln, um Unternehmen zu transformieren. Dabei nutzen wir Metaphern, Wordings und Tools der komplexen Trend- und Zukunftsforschung. Uns geht es darum, so das innere Selbst eines Unternehmens zu wecken.
Wenn die Arbeit des Zukunftsinstituts gelingt, dann entsteht aus der Spannung zwischen Gegenwart und Zukunft eine produktive Erkenntnis – und der muss man sich tastend annähern. Es geht eigentlich immer um dieses Aha.
Sie sagen, was Sie betreiben, ist ganzheitliche Zukunftsforschung. Was heißt ganzheitlich?
Vor allem: nicht nur auf Technologie bezogen. Die meisten Kollegen in der Zukunftsforschung sind reine Technikadepten. Ich haben einen anderen Ansatz. Ich glaube, dass die menschlichen Elemente, die Soziotechniken, mindestens so wichtig sind wie die Technologien – und dass eben nicht alles computerisiert und digitalisiert wird. Das sind Märchen, die wir uns erzählen. Von diesen Vereinfachungen und stark linearisierten und unterkomplexen Modellen muss man sich verabschieden. Die hatten ihre Zeit. Wir nennen das auch das Kindchenschema der Zukunft: In der Zukunft fliegt alles durch die Luft und wir reisen mit Flugautos und schrauben uns etwas ins Hirn und werden superintelligent. Dieser ganze Quatsch. Die Zukunft wird ganz normal. Das zu verstehen ist schwierig.
Die Aufgabe der ganzheitlichen Futurologie ist eigentlich ein Hinweis auf das große Ganze. Es geht darum, dass Wahrnehmungsvermögen zu verändern in Richtung auf mögliche, sinnvolle und wahrscheinliche Veränderungen. Wir wollen die Leute damit konfrontieren und dann weiter schauen, ob da eine Resonanz kommt.
Sie arbeiten dabei mit sogenannten Megatrends. Was hat es damit auf sich?
Megatrends sind langfristige, übergreifende, tiefe Entwicklungen. Also Deep Change. Driving Forces, wie man im Englischen sagt. Und von diesen treibenden Kräften gibt’s nicht so viele. „Megatrend Nahrungsergänzungsmittel“ ist zum Beispiel kein Megatrend, sondern nur ein Werbespruch. Also, Megatrends sind Veränderungen, die das Soziale, Gesellschaftliche, Politische, alle Ebenen der menschlichen Existenz tatsächlich, tief und langfristig verändern. Wir haben 12 dieser Trends identifiziert, mit denen wir arbeiten, z.B. Individualisierung, Globalisierung im Makroökonomischen, Urbanisierung in der Raumplanung. Und natürlich auch New Work, die Veränderung der Arbeitswelten weg von tayloristischen, angewiesenen Tätigkeiten hin zu komplexeren Arbeitsformen.
Das interessiert uns als Arbeitsweltprofis besonders. Wie genau erforschen Sie den Megatrend New Work?
Wir machen Beobachtungen, die wir über Statistiken, aber auch über dynamische Komplexitätstheorie überprüfen. Wir schauen uns an, wie das Phänomen Arbeitswelt überhaupt funktioniert, was es ausmacht. Wir haben einen Arbeitswelt-Experten, der das Ganze betreut. Autor*innen der anderen Disziplinen geben dann ihre Erkenntnisse und Texte dazu – und so kommt ein Kompendium zustande, mit dem wir erklären: Was ist Arbeitswelt … und wie entwickelt sie sich gerade? So ein Kompendium setzt sich also zusammen aus diversen einzelnen Expertisen. Natürlich ist für „neue Arbeit“ etwa die ökonomische Expertise wichtig, aber man kommt auch ziemlich schnell darauf, dass die ökonomischen Modelle immer von weißen alten Männern gemacht worden und eigentlich auch nur Konstrukte sind. Also das, was als wissenschaftlich gilt, muss man in dem Fall wirklich kritisch sehen. Es gibt eben auch erstarrte Wissenschaften. Was wir grundsätzlich machen, ist: jenseits der alten Frames denken, also hier jenseits der Industriegesellschaft, jenseits von Lohnabhängigkeit und Vollbeschäftigung im alten Sinn, jenseits von industriegesellschaftlichen 9-5-Erwerbsbiografien usw. Mit diesem Raster versteht man nämlich die wirkliche Lebendigkeit dessen, was Arbeit ist, nicht. Arbeit ist ja viel mehr als Lohnarbeit. Arbeit ist Tätigkeit, Sinnerfüllung, Kultur, Kommunikation. Die Neue Arbeit, New Work, wie Frithjof Bergmann sie definiert hat, ist im Kern total revolutionär. Die Menschen sollen so arbeiten: „1/3 Erwerbsarbeit, 1/3 „High-Tech-Self-Providing und smart consumption“ sowie 1/3 Arbeit, die man wirklich, wirklich machen will.“ Ein völlig anderes Verständnis und Modell von Arbeit. Jetzt wird aber alles Mögliche in den Begriff New Work reingepackt. Bergmann hat aus einer anarchistischen Tradition heraus versucht, Arbeit als selbst verantwortete kommunikative Tätigkeit zwischen Menschen zu definieren. Blüten in die Mühlen werfen – also eben nicht Sand ins Getriebe. Ganz anders über Arbeit nachdenken und Modelle dazu entwickeln. Das machen wir auch. Man kann Arbeit nur im Kontext von Organisation, von Technologie, von Produktionsweisen, von Kapitalströmen, von allem Möglichen verstehen. Es ist immer ein Holon, ein Ganzes. Und deshalb muss man versuchen zu erforschen und zu erspüren: Wo steht Arbeit heute, worum geht es da im Kern? Natürlich braucht man auch Daten, Zahlen, Fakten. Aber man muss das eben auch spüren.
Spüren?
Mit spüren meine ich auch: eine Sprache für Wandlungsprozesse finden. Neue Begriffe, neue Narrative. Damit ecken wir oft an. Und so soll es auch sein. Die Idee ist, dass man das Hirn in Bewegung setzt, um Dinge anders wahrzunehmen zu können. Wir wollen das konventionelle Wissen herausfordern. Mit den Ideologien des Alten kann man das Morgen nicht verstehen. Das funktioniert nicht. Arbeit muss man zunächst mal natürlich kulturhistorisch betrachten. Man muss wissen, wie Jäger und Sammler gearbeitet haben und wie die agrarische Gesellschaft Arbeit und wie dann die Industriegesellschaft Arbeit organisiert hat. Und dann schauen wir darauf: Wie sind die Wahrscheinlichkeiten und Unwahrscheinlichkeiten, wohin sich das jetzt entwickelt? Dann landen wir bei eher ungewohnten Zukunfts-Ideen wie dieser: Arbeit als Befreiungselement. Also nicht in Abhängigkeiten gedacht, wir wir das heute ja oft noch immer machen. Wir denken oft fast noch wie in der Sklavengesellschaft, das drückt sich ja schon in den Begriffen aus: Arbeitgeber, Arbeitnehmer. Aber wer gibt hier eigentlich seine Arbeit? Ich versuche meinen Leuten immer beizubringen, möglichst erst mal alles zu einem Thema oder Trend zu lesen und das dann aus der Distanz zu betrachten, zu gewichten, zu verstehen. Bei „New Work“ gibt es unheimlich viele verschiedene Aspekte, ein Rhizom von Aspekten und Denken. So ein Megatrend ist immer ein komplexes prozesshaftes Wesen, das durch die Gegend schleicht und mal hier, mal da etwas verändert und das sich aus evolutionären und systemischen Gesetzen speist. Anderes Beispiel, anderer Megatrend: Individualisierung. Die erzeugt auf Dauer Einsamkeiten. Wir erleben ja gerade eine Individualisierungskrise. Viele Menschen fühlen sich einsam, verachtet, alleingelassen, werden wütend, erzählen was von Verschwörung und drehen durch. Individualisierung führt also, wenn man den Begriff nicht qualitativ definiert und nutzt, konsequent in einen Untergang, denn: Wenn die Gesellschaft fraktal auseinanderfällt, kann sie nicht weiterexistieren. Deshalb brauchen wir neue Formen der Wiedervergesellschaftung von Individualität. Weil der Mensch ja beides ist: ein soziales und ein individuelles Wesen. Und deshalb entstehen Phänomene wie Co-Working, Co-Gardening, Netzwerkbildung.
Kein Trend ohne Gegentrend?
Jeder Trend erzeugt in den Systemen, die er befällt, auch einen Gegenimpuls. Hegel für Anfänger. Dialektik. Trend plus Gegentrend ergibt eine Synthese, und die Synthese ist oft die Lösung für eine höhere Nachhaltigkeit. Viele Menschen leiden darunter, dass sie diese Dialektik nicht verstehen, dass sie das Gefühl haben, alles rast immer nur in eine einzige Richtung und hört nie auf. Das ist die Falle des Linearen. Wir müssen das Lineare genauso wie das Duale überwinden, um zu verstehen, wie die Welt funktioniert.
Aus intensiver Beobachtung neue Narrative entwickeln. Also zB eine andere, auch hoffnungsvollere Story von der Arbeit erzählen – geht es Ihnen darum?
Die ganzen Diskussionen über Zukunft gehen ja immer vom Negativen aus. Eine einzige Jammer- und Angstorgie. Angst fixiert uns aber auf das Festhalten. Unser Aufgabe sehen wir tatsächlich auch darin, die Entwicklung von Arbeit nicht nur als Negativum zu erzählen, sondern auch als eine Emanzipations- und Befreiungsgeschichte. Eine andere Wohlstands- und Konsum-Story zu erzählen. Es könnte doch sein, dass Menschen in der neuen Arbeitswelt mehr Befriedigung erfahren und das alte ökonomistische Denken, das immer nur von Löhnen, von Geld ausgeht, überwinden. Denken Sie an die Pflegekräfte und dieses Balkonklatschen. Das ökonomistische Tier in uns sagt: Die Pflegekräfte müssen jetzt mehr Geld verdienen, was natürlich richtig ist. Nur kann ich Ihnen sagen, dass die Neu-Organisation des Gesundheitswesens durch mehr Geld bestimmt nicht gelöst wird. Da gehört ein bisschen mehr dazu. Dazu gehören intelligente Formen der Kooperation von Menschen. Und solche Storys versuchen wir zu erzählen. Interessanterweise gibt es diese neuen Formen oft schon als „Best Practices“. Man muss nur genau hingucken. Wir arbeiten viel mit Pionierphänomenen, die in der Gegenwart schon stattfinden. Wenn wir dann davon erzählen, hören wir oft: „Davon habe ich noch nie was gehört“. Es gibt viele dieser Vorposten einer besseren Zukunft in unserer Wirklichkeit. Es gibt Unternehmen, die mit ihren Mitarbeitern menschlich und vorbildlich kooperativ umgehen, die eine neue Art der Führung vorleben. Wir versuchen, solche pionierhaften Möglichkeitsräume in die Öffentlichkeit zu bringen.
Zu Ihrer neuen Story von der Arbeit gehören auch Begriffe wie Work-Life-Fusion…
Die Begriffe sind so etwas wie Meme, wie genetische Gedankeninhalte, und die können sich verändern. Wir suchen immer neue, aus unserer Sicht richtigere, relevantere aus und prägen sie. Wir versuchen Sprache voranzutreiben. Es gab lange den Begriff der Work Life Balance. Und die Erfahrung damit ist, dass das nicht funktioniert. Die Unterscheidung zwischen Arbeit und Leben, die das Industriezeitalter gebracht hat, führt uns in ein furchtbares Dilemma, das z.B. Männer und Frauen austragen. Ich kenne kein Paar, das nicht dauernd um Hausarbeit und Erwerbsarbeit streitet. Deshalb sind neue Modelle und Begriffe wie Work-Life-Fusion nötig.
Schauen wir etwas genauer auf die Menschen, die in den neuen Arbeitswelten beraten, an Arbeitsbeziehungen arbeiten, als Coaches unterwegs sind. Der Beruf des Coaches – wie sehen Sie den, bleibt der wichtig, hat der Potenzial?
Es ist ja zunächst mal die Frage, was man unter Coaching versteht. Ich bin kein Coaching-Insider. Für mich geht's in diesem Beruf, so wie ich ihn spüre, eigentlich immer darum, einen Menschen mit sich selbst in Berührung und in Beziehung zu setzen. Also mit seinen eigenen Talenten, mit dem, was er kann und können möchte, mit seinen Potenzialen. Es geht darum, einen Selbstbewusstseinsprozess herzustellen. Dann ist eigentlich nur die Frage: Wie gut ist man als Coach in der persönlichen Begegnung? Wie sehr kann man jemanden erspüren, ihn rauskitzeln aus seinen inneren Verhärtungen? Viele Menschen haben keinen innerlichen, persönlichen, spirituellen Bezug zu ihren Tätigkeiten, sie denken noch im Raster des Industriekapitalismus. Das sieht man ja schon bei Jugendlichen, von denen man oft hört: „Ich weiß nicht, was ich tun oder werden soll.“ Dann muss man sie eigentlich erst einmal von der Ökonomie wegbringen und fragen: „Was kannst du? Was willst du? Wer bist du?“ Also: Im Coaching geht es ums wirkliche Leben. Darum, Menschen zu begleiten. Es gibt ja nichts Schöneres und Wichtigeres im Leben, als einen Einklang herzustellen zwischen dem, was man tut und was man will. Corona hat ja wirklich einen unheimlichen Energieschub in die Arbeitsdebatte reingebracht. Die Pandemie hat uns in einen Schockstatus versetzt. Viele Leute wachen jetzt auf und sagen: „So will ich gar nicht arbeiten.“ Es gibt eine große Umdrehung, alles wird durcheinandergewirbelt. Arbeit wird kostbar. Das ist fürs Coaching eine wunderbare Gelegenheit.
Was müssen Berater*innen wissen und können, um diese Gelegenheit zu nutzen?
Die große Qualifikation ist Menschenkunde und Menschenfähigkeit. Was man damit produzieren kann, ist Selbstwirksamkeit. Jemanden zur Selbstwirksamkeit zu führen, das ist natürlich schwierig, weil sich Menschen mit Händen und Füße dagegen wehren, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Aber es ist eben auch eine wichtige Aufgabe, Individuen über ihre eigenen inneren Blockaden und Dummheiten aufzuklären und mit ihnen in einem kathartischen Prozess genau das alles loszulassen. Wo sind die Verengungen? Wo ist das Gejammer? Wo ist die innere Nicht-Freiheit. Wo fehlt die innere Zukunft? Ein guter Coach ist natürlich auch ein sehr guter Freund. Gute Freunde sagen einem immer, was einem noch fehlt, oder?
Also Menschenkunde als Superqualifikation der nächsten Zeit? Welche Zukunftsqualitäten brauchen Berater*innen sonst noch?
Ich will noch etwas zum Megatrend Individualisierung sagen. Individualisierung ist ja das Grundversprechen des Wohlstands überhaupt; dass wir alle ein individuelles Leben führen können, dass wir nicht in irgendwelche Raster, Schubladen, Klassen, Massen gepackt sind. Echte Individualität kann man aber natürlich nur erreichen, wenn man einen reifen Begriff davon hat. Und wir leben gerade in einer Gesellschaft, in der die ganzen unreifen, narzisstischen und pathologischen Formen massiv ausbrechen. Viele glauben immer noch, Selbstverwirklichung wäre Durchsetzung gegen andere. Durchsetzung des eigenen Willens. Der Welt meinen Stempel aufdrücken. Dahinter steckt eine Ideologie von Dominanzgehabe, besonders bei Männern, die jahrhundertelang prächtig funktioniert hat, heute aber massiv in der Krise ist. Die Art und Weise, wie Individualität missverstanden wird, ist eine Kulturkrise. Individualität heißt ja am Ende Reifung, Weisheit, Akzeptanz. Umgehen mit Wirklichkeiten. Mit Empathie. Und zu dieser Empathie gehört vor allen Dingen Selbstempathie. Ich glaube, dass den Menschen immer mehr bewusst gemacht werden muss, dass Individualität etwas zu tun hat mit Verantwortung. Und Verantwortung nicht im Sinne von: Sei verantwortlich. Binde deine eigenen Schnürsenkel zusammen. Sondern im Sinne von: Antworten finden auf das Leben. Im Schwierigen und im Leichten. Das ist Bewusstseinsentwicklung. Also: Coaches als Bewusstseinsentwickler…..
Erzählen Sie bitte kurz etwas zur Idee und zum Prinzip der Regnose. Was ist das, wo kommt das her und warum ist das so großartig?
Wenn man in die Zukunft schaut, starrt man immer in einen Berg von Problemen, warum etwas nicht geht. Wenn Sie aus der Zukunft in die Gegenwart zurückschauen, dann kommen natürlich auch Ängste raus. Aber es kommt eben auch ganz oft konkret Utopisches, real Lösungshaftes dabei zum Vorschein. Von einer erleuchteten, innerlich mental erleuchteten Zukunft aus zurückzuschauen, das ist die Regnose. Den Begriff gibt’s übrigens schon lange, wir haben den nur aktualisiert. Die Regnose ist eine Mentaltechnik und Waffe gegen die destruktive, infantile Jammerei nach der idealen Lösung, gegen dieses „Das geht nicht! Das glaube ich nicht!“ Die Welt wird immer schlechter! Alles geht unter!“, gegen das apokalyptische Spießertum.
Was könnten oder sollten die DGSV und die Coaches fest in den Blick nehmen, um sich weiter zu entwickeln?
Ich finde grundsätzlich diese mitleidigen und unter Druck setzenden Halbtherapieformen überhaupt nicht in Ordnung. Es geht doch in der guten Beratung darum, dass Vitale zu wecken oder zu stärken. Gesund ist man, wenn man vital ist, wenn man im Besitz seiner Abwehrkräfte ist, wenn man mitschwingt mit der Welt. Und fürs Vitale braucht man künstlerische Formen, theatralische Formen, da braucht man Aktionsformen. Da muss sich das Coaching vielleicht öffnen. Ich habe einen Freund, der Kabarettist ist, und seine erfolgreichsten Programme heißen „Anleitung zum Herzinfarkt“ und „Anleitung zum sexuellen Unglücklichsein“. Also Watzlawick. Und systemische Therapie. Und paradoxe Intervention. Da kann man ungeheure Sachen draus machen.
Eine letzte konkrete Empfehlung für die Coaching-Zukunft?
Die Coaching-Zukunft wird von den Coaches – und natürlich auch von den Coachees – selbst gemacht. Das ist wichtig. Ganz konkret würde ich dem Verband empfehlen, neue Bedürfnisse von Begleitung zu erschließen und zu definieren. Und nach Best Practices zu schauen: Was gibt's jetzt schon Neues, Ungewohntes, Zukunftsrelevantes an Coaching-Ideen und -Modellen? Die würde ich auf einem großen Zukunfts-Kongress zeigen – und als Erzählungen fruchtbar machen.
Matthias Horx war Autor und Redakteur bei TEMPO, ZEIT und MERIAN in Hamburg. 1998 gründete er Deutschlands wichtigsten futuristischen Think-Tank, das Zukunftsinstitut mit Hauptsitz in Frankfurt und Wien. Horx gilt mit seinem Zukunftsreport und den Megatrend-Dokumentationen als einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher des deutschsprachigen Raums. Er arbeitet oft regnostisch: Gegenwartsbewältigung durch Zukunfts-Sprünge.
Impressum
Kröger Schulz Gesellschaft bürgerlichen Rechts für Konzept, Redaktion, Text | Breibergstraße 13 | 50939 Köln | Tel. 0221-2580802 | mail(at)kroeger-schulz.de | Vertretungsberechtigte Gesellschafter: Michael Kröger und Heiko Schulz | USt.-Identifikationsnummer gem. § 27a UStG: DE 257476980
Illustrationen (Superformat Interview): Esra Gülmen für Buongiorno Adorno
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